Montag, 8. September 2014

Transylvania Trail Traverse: wolves, bears and Dracula! English and German report!

There is an English version at the end!

Anne-Marie`s Short film "An Idea": 
http://vimeo.com/99027511
 
Es ist nicht leicht, die vielen Eindrücke vom Transylvania Trail Travese in Worte zu fassen:
Auf der 106 Kilometer langen Strecke ist so einiges passiert.
Die 8500 vertikalen Höhenmeter waren zäher als gedacht und bis Kilometer 45 kreisten meine Gedanken nur darum, aufzuhören, zu schlafen und nach Hause zu fahren. Das war eine ziemlich neue Erfahrung. Mein Kopf war nicht frisch, nicht parat, energielos und mutlos. Ich hörte immer nur Sätze, die mit Aufgeben und Aufhören zusammenhingen. Mit diesem Ballast im Rücken wurde jede Steigung sehr anstrengend. Doch ich habe einmal mehr durchgehalten und meine Gedanken zähmen können.
Freitag Früh um 06:00 Uhr fällt der Startschuss für 55 mutige Läuferinnen und Läufer für die Ultra Distanz. Wir rennen auf einer Skipiste mit gemütlicher Steigung. Meine Gedanken sind frisch, ich finde mein Tempo und laufe vorne mit. Einige andere fangen bereits jetzt an zu walken. Ich lasse mich nicht beirren und laufe in meinem Tempo weiter. Da es noch dunkel ist, leuchtet mir die Stirnlampe den Weg auf dem mittlerweile gerölligen Untergrund. Nach den ersten 5 Kilometer verlassen wir die breite Piste und der Weg verschwindet in einen kaum erkennbaren Pfad durch Gestrüpp, Unterholz und sonstigen Pflanzen. Die zahlreichen Brennesseln und stacheligen Pflanzen bohren sich in meine Beine und Arme und lösen ein fieses Stechen aus. Jetzt ja nicht zu viel darüber nachdenken, denn der weitere Weg sieht nicht danach aus, als ob sich das schnell ändern würde. Es ist mittlerweile so steil, dass ich mich mit beiden Händen an Gras,- oder Brennesselbüschen hochziehen muss. Zahlreiche Bachquerungen führen zu nassen Füssen. Die ersten 700 Höhenmeter sind geschafft, es geht weiter auf die nächsten 1000. Diese führen nun über offene Felder und Wiesen. Damit es nicht langweilig wird, müssen wir steile Felsen mit Seilen klettern und uns über Graskanten raufschwingen. Der Anstieg ist zäh, der Wind peitscht mit leichtem Regen und meine Gedanken fangen an zu kreisen. Mein Geist ist müde und ich denke zum allerersten Mal in einem Wettkampf daran, aufzugeben. Nicht, weil meine Beine nicht mehr wollen. Der Kopf ist müde und die Augen schwer. Das Training der letzten Wochen und die 24 Stunden Wanderung steckt vielleicht noch in den Knochen; oder vielleicht ist es auch etwas anderes. Es quälte mich auf alle Fälle. Auf dem Gipfelgrat des Mt. Omu (2550m) haut mich ein orkanartiger Sturm fast aus den Turnschuhen. Mit Müh und Not ereiche ich den nächsten Checkpunkt. Auf dem folgenden Abstieg rolle ich einfach nur die Falllinie runter und hole Jo und Andrei und einen anderen rumänischen Läufer ein, der als Local den Weg ziemlich gut kennt und uns durch die finsteren Wälder lotst.  Andrei rennt voraus und wir hören plötzlich lautes Rufen und Pfiffe aus der Notfalltröte. Ich denke, dass er sich vielleicht verletzt hat. Als wir ihn einholen ist er immer noch ganz blass im Gesicht: die Begegnug mit einem Bären ist ihm nicht ganz so gut bekommen. Wir rennen weiter und schon bald kommt der nächste Anstieg: es geht von der Südseite auf den Mt. Omu. Wieder 1700hm im 4x4 Gang. Ich mühe mich ab und Jo ist immer ein paar Schritt voraus. Mir ist es egal, ob ich sie einhole oder nicht. Ich kämpfe gegen die innere Stimme an, die immer noch negativ ist. Am Gipfelgrat wieder das gleiche Spiel: Orkanartiger Wind, eiskalt, nur schnell rein in die Hütte zum nächsten Checkpunkt. Dann auf der anderen Seite runter. Immer den Wegweisern folgend. Normalerweise ist der Abstieg meine Lieblingsdisziplin. Doch es will sich einfach kein Flowgefühl einstellen und somit wird der zweite Abstieg zur zähen Geduldsprobe. Beim nächsten Checkpunkt bekommen die herzlichen Helfer nur noch ein Brummen von mir zu hören. Ich registriere wie in Trance die nächste Wegbeschreibung und laufe in den nächsten Wald. Jo taucht plötzlich hinter mir auf. Sie hatte sich verlaufen. Gemeinsam schlängeln wir uns durch das Unterholz bis wir in einen engen Canyon kommen: die "Cave Challenge" beginnt: wir kraxeln, hüpfen, springen, klettern und balancieren über rutschige Felsen und Flussbetten in der Hoffnung, dass es hinter dem nächsten Felsen besser wird. Meine Krise erreicht den Höhepunkt, als ich auf einem dieser zahlreichen glitschigen Steine ausrutsche und ungebremst auf Hand, Ellbogen und Schienbein falle. Zumindest sind das die drei Punkte, die mir einen ziemlichen Schmerz bereiten. Wie ich mit einem einzigen Sturz diese drei Stellen erwischt habe, ist mir rätselhaft. Dieser Sturz löst eine Welle der Schimpfwörter in allen Sprachen, die ich beherrsche aus, und der Knoten der Krise ist etwas geplatzt. Der Weg wird wieder besser und wir können ins leichte Jogging übergehen. Ein weites offenes Feld erstreckt sich vor uns, doch leider fehlen die Markierungen. Jo und ich laufen umher und finden nichts. Ein großer Umweg von ca. 8km später und wir sind wieder auf dem richtigen Weg. Wir sind total alleine unterwegs und weder vor uns noch hinter uns sind Läufer zu erkennen. Zum ersten Mal realisiere ich, dass ich zusammen mit der Engländerin Jo das Rennen anführe. Ich schöpfe wieder etwas mehr mentale Kraft und lasse es rollen. Jo und ich beschließen, das Rennen gemeinsam weiterzuführen und es dann auch gemeinsam vor den Männern zu gewinnen. Es ist zwar ein Wettkampf mit Platzierung, aber bei einer solchen Distanz kann einfach viel passieren. Und die Vorstellung, alleine in der Nacht den Weg zu verlieren, bereitet uns beiden kein Wohlempfinden. Nach 10 Stunden haben wir die Hälfte der Strecke geschafft und passieren den Start,- und Zielbereich. Frisch gestärkt machen wir uns an den dritten langen Aufstieg. Endlich ist auch die Krise vorbei und ich schaffe es, mich die 1700hm in einem kontinuierlichen Tempo raufzuschrauben. Ich bin überrascht, dass meine Beine immer besser laufen, obwohl ich schon so lange unterwegs bin. In der Dämmerung erreichen wir zum dritten Mal den Mt. Omu und werden von den Helfern schon als Siegerinnen gefeiert. Die Dunkeleheit holt uns ein und zugleich bläst ein starker kalter Wind. Immer wieder halten wir an und suchen die nächste Wegmarkierung. Es wird zum Geduldsspiel. Zudem tauchen immer wieder Schafshunde auf, denen es wohl langweilig ist, da sie uns kilomerweit verfolgen und uns bellend Angst einjagen wollen. Ich bin schon ganz heiser vom vielen Schreien und Rufen "heijjjjaa, heeiiija, stay there, don´t move....". Es wirkt mal besser mal schlechter. Wir laufen weiter und erreichen über ein weites Feld den nächsten Checkpunkt. Nun geht es weiter in einem stockfinsteren Wald und ich bin froh, dass ich da nicht alleine durch muss. Ein lautes Brummen und Schnaufen holt uns plötzlich zurück in die Gegenwart und wir realisieren, dass ein Bär ganz nah sein muss. Lautes Rufen und ein Turbosprint und die Geräusche sind wieder weg. Ich muss mich echt beherrschen, dass mir mein Verstand keine Tricks in der Dunkelheit vorspielt. Ich sehe nämlich in jedem Baumstamm und Wurzel irgendwelche Gespenster. Jo geht es ähnlich. Da haben sich ja zwei Ladies gefunden... Wir verlaufen uns unzählige Male und müssen immer wieder die Karte samt Kompass rauskramen. Das kostet wertvolle Zeit. Wir landen beim nächsten Abbiegen in einem steilen trockenen Flussbett, welches an einem steilen Cliff endet. Von oben ruft uns plötzlich eine Stimme entgegen "Are you following the blue track?" Hä? Wer ist denn das jetzt? Durch unser ständiges Verlaufen holt uns die Schwedin Laila nach ca. 70 km ein. Fortan laufen wir in einer Dreiergruppe. Drei Damen als Gesamtführende. Ein leichte Paranoia breitet sich in mir aus, dass uns vielleicht noch weitere Athleten dicht auf den Fersen sind. Fortan bin  ich damit beschäftigt, mich immer wieder umzudrehen, um zu schauen, ob ich weitere Stirnlampe in der Dunkelheit entdecke. Die letzten 20km führen durch dicht bewachsene Singeltrails und anstatt dass es endlich auf den letzten Anstieg geht, führt der Weg in leichten Wellen immer wieder rauf und runter. Ich drehe fast durch und schaue immer wieder auf den Höhenmesser. Endlich erreichen wir den letzten Checkpunkt. Es ist mittlerweile 6 Uhr morgens. Die Helfer haben für uns Teller mit Essen präpariert (Banane, Apfel, Riegel, Chips, Käse und Trockenfrüchte) und fordern uns auf, diesen komplett aufzuessen! Ich entgegne etwas zu ernst: "are you crazy? How can I eat all this food now?!" Zu diesem Zeitpunkt bin ich jenseits von Gut und Böse und kurz davor mich in Dracula zu verwandeln. Endlich geht es auf den Aufstieg und wir erreichen eine völlig neue Landschaft mit einer großen Schafsherde. Die 10 Schafshunde begrüssen uns mit lautem und aggressiven Gebell, doch das ist mir mittlerweile völlig egal. Wir queren das Tal und auf der anderen Seite geht es nochmals 300hm rauf. Endlich. Endlich, endlich endlich haben wir den letzten Anstieg erreicht und fortan heißt es nur noch: Diretissima runter! Ich nehme soviel speed auf wie es nur geht und sehe mich schon mit gebrochenen Beinen im Spital. Ich will nur noch ins Ziel. Lailia und Jo folgen mir und somit erreichen wir nach 25 Stunden und 55 Minuten um 7 Uhr 55 die Skipiste mit Zielgelände. Mit einem lauten Gebrüll rütteln wir alle wach und sprinten mit großen Hüpfern (ich) ins Ziel. Völlig glücklich. Völlig müde. Völlig befreit. Völlig fertig. Erst drei Stunden später soll der erste Mann (Andrei) im Ziel eintreffen. Nur 14 Teilnehmer erreichen überhaupt das Ziel. Jo, Lailia und ich sind die einzigen Frauen, die es geschafft haben. Und gewinnen das Gesamtklassement!
Das ist Abenteuer pur!
Ich möchte mich ganz herzlich bei meinem Ausrüster UVU Racing bedanken. Es ist wirklich immer nur You versus You (Du gegen Dich) und es ist der innere Kampf mit sich selbst, ob man weitergeht oder stehenbleibt. Zudem war das Equipmet einfach spitze.
Compressport und Soglio für eine gute Regeneration und Julbo für den Durchblick. Und der nächste Check bei allcare wird zeigen, wie fit ich bin.

For my English friends! 



Transylvania Trail Traverse: Wolves, Bears and Dracula

It`s not easy to find the right words for that race. It was rough, hard, even extremer than I expected. Running besides bears, barking shepherd dogs and wolves it`s very challenging. The mountains of the Bucegi region are very beautiful and the home of Dracula is a very special place. I haven`t seen him. Maybe he was around in those very dark forests. Glad my mind was doing other things for example counting the altitude and thinking about to give up. I have had never ever such thoughts in race before. On the first 45 kilometers I was just thinking about sleeping, going home and stopping the race right now. My mind was not fresh (maybe because of the 24 hours hiking tour one week before or from other reasons). With all these Up`s and Down`s in my mind and with all these Up`s and Down`s on the track I can say it was really a great race.

At 6 a.m. 55 runners start on a long and moderate ski slope. I get into my rhythm very soon and can follow the first runners. After the first kilometers the track turns into a deep, dark and narrow forest. But it is not a forest! It is a jungle with small river beds, spiny and prickly plants and some other undefined trees. I jump over riverbeds, into riverbeds and grab big bushes of nettle to pull myself up on the next trail. After the first 700 meters of altitude I get out of the jungle right into a slippery forest with a lot of roots and lose rocks. The ascent continues for the next 1000 meters with trails on an open field. Rain, strong winds and a mind full of negative thoughts are against me. I start on thinking to give up just after the next check point. I`m so tired and unmotivated. I think maybe this race will be my first DNF (did not finish). I torture myself up on that steep grassy hill until I reach the top of Mt. Omu on 2550 meters. The wind comes from all sides and is so strong that I think I will fly away. At the checkpoint the marshal shows me the way downhill: “You can follow the trails or you can just go straight down. But option two is very difficult.” As you know me I do not hear the options I just run down in the falling line because this is what I love! Soon I get back to the other two runners in front of me: Jo from the UK and Andrei from Romania. We speed up a bit and Andrei is running in front. I can`t see him anymore. But suddenly I can hear him whistling and shouting. I think he might be injured but when I get to him I can still see his pale face: “Bears! There was a bear just in front of me!” Yes. Ok. I`m glad that the organizer of the event were not telling wrong things. Jo, Andrei and I are following the next ascent to get to the top of Mt. Omu for the second time. A long and steep ascent on grass hills: sometimes so steep that I have to go on four feet.  My mind is still not working for or with me and all these negative thoughts are hanging on my back and pulling me down. I finally reach the top again with strong brutal wind from every side. Normally I really like to run downhill but this time I don`t feel any flow. At the next check point, the warm helper only get a hum from me to hear. I`m somewhere else but not in that race. I continue the trail into the next forest. Suddenly Jo comes from behind me. She lost the way and we are running together until we get into a narrow canyon what means: Crawling on four feet, jumping, hopping, balancing and climbing to get further on the trails. I do not concentrate well. My crisis peaked, as I slip on one of these numerous slippery stones and I fall on my hand, elbow and shin. The pain is all over and I start to shout out bad words in every language I know. That helps me and the crisis of my life is gone. Jo and I continue in a good pace until we reach an open wide field with no markings. We run around like chicken without head for maybe one hour until we find the next sign. We are totally alone. No one is in the front and no one is in the back. We are leading the race and that gives me new energy. We decide to continue the race together what is actually a good decision because we will get lost in the darkness again twice. After halfway the next ascent is just in front of us: from the start line up on Mt. Omu for the third time. After running, hiking, climbing for 10 hours I can feel that I get stronger with every meter of altitude. We make it to the top in less than three hours and get welcome again with a strong and brutal cold wind. At 8 p.m. we have to switch on the headlamp and the mind has to change into “intuitive running”.  I wonder all the time how my feet can find the right way when I don`t see much. I guess it`s the result of a long training process and trusting into my body. Again and again we stop and have to look out for the right way. Angry shepherd dogs are barking and following us. Maybe they like to annoy us and maybe for them it`s a funny game to shock hikers and runners. The next challenge is the following dark forest. Ok, by night everything is dark. But that forest was as dark as black color. As I know that this kind of situations I don`t like because I always think someone is behind me and is touching my shoulder sooner or later I was happy that Jo was with me. We flit through the forest looking around for the right trails and hear strange noises from time to time. Suddenly Jo starts screaming and shouting. I wonder because I havn`t heard anything until my ears recognize that sound of a puffing bear. We start walking a bit faster and start talking to the bears we can`t see but which are around us.  That is actually a really scary feeling. In the darkness my mind is playing tricks to me and in every root or tree I see some ghost. Jo feels and sees the same. Brilliant! Two ladies with a kind of paranoia are alone in a dark forest running since 18 hours. We follow again the wrong trail and end up at a very steep cliff. Suddenly a voice is shouting at us: “Are you following the blue track?” I`m out of anything and scream back: “Yes!” (I`m really sorry!). Laila from Sweden is coming down the wrong trail and together we stand in that dry riverbed complaining about bad markings! But is it as it is and together we start to continue for the last 20 km. Now we are three Ladies leading the race! Until the last checkpoint I get several crisis because the trails are going uphill and downhill like waves and I`m looking out for the last ascent all the time. These thoughts are killing me and I can`t control them. Finally we reach the checkpoint with a warm welcoming of the volunteers. They give us plates with a lot of different food to eat with the advise to eat it all now. I look at them and say: “I can`t eat one banana, an apple, cheese, crisps, bars and dried fruits now!” And they looked at me as I would have said something really bad! After running 24 hours my stomach and my mind are not able to digest that big amount of food. They understand it. Maybe. We continue to the last ascent through bushes on small single trails. We have to cross a beautiful valley up on 2100 meters with hundreds of sheep! And sheep means also dogs. We handle the 10 dogs in a professional way and get up on the last summit in the right moment of sunrise! What a great moment. The last descent of 1200 meters is steep and not so easy to run. I lead the group and my pace gets faster and faster. Finally we run as fast as 100 of bears and dogs and Dracula himself are behind us and I see myself with broken bones in a hospital. We do the 1200 meters in less than 30 minutes and reach the final ski slope after 25 hours and 55 minutes. Everyone is welcoming us and is happy to see us! I`m happy. I´m free. I`m tired. I`m thankful.
It`s only and always You versus You. Thanks to everyone!
 







1 Kommentar:

  1. great reading and our absolute respect for finishing, and finishing first!!! Congratulations!

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